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Keep them wet!


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«Keep them wet» bedeutet so viel wie «Lass sie im Wasser». Momentan breitet sich international eine Bewegung in der Fischerei aus, die sich dafür einsetzt, gefangene und wieder zurückzusetzende Fische, nicht mehr aus dem Wasser zu heben. Was sind die Vorteile und wie geht man dabei mit den Fischen richtig um?


Warum Fische nicht aus dem Wasser heben?

Bei der Bewegung «Keep them wet» (sinngemäss ins Deutsche übersetzt «Halt sie nass») geht es nicht darum jeden Fisch wieder freizulassen. Vielmehr sollen untermassige, geschonte oder aus ökologischen Gründen zurückzusetzende Fische (z. Bsp. wichtige Laichfische oder Beifang) möglichst gute Überlebenschancen haben.

Fische können durch den Aufenthalt an der Luft vielfältige Schäden davontragen. Das Anlanden nach dem anstrengenden Drill führt zu Sauerstoffmangel, Übersäuerung der Muskeln und Stress. Dies kann schwerwiegende Folgen für die Fische haben, bis hin zum Tod. In einer Zusammenfassung von Forschungsergebnissen wird empfohlen, die Zeit an der Luft auf maximal 10 Sekunden zu begrenzen (Cook et al., 2015). Bereits eine Luftexposition von 30s kann beim Fang von Forellen nach einem stressigen Drill eine stark erhöhte Sterblichkeit verursachen (siehe z.B. Ferguson and Tufts, 1992). Wie beim Barotrauma (Die FIBER berichtete im Newsletter 03/2023) hängt die Sterblichkeit auch von der Wassertemperatur und von der Fischart ab. Ebenso wie beim Barotrauma muss die Sterblichkeit nicht unmittelbar beim Freilassen geschehen, sondern kann auch verzögert auftreten. Die Überlebensrate ist jedoch nicht das einzige Kriterium. Unter anderem können auch körperliche Verletzungen, Beeinträchtigungen der Schwimmfähigkeit, Verhaltensänderungen oder negative Effekte auf die Fruchtbarkeit nach der Freilassung festgestellt werden. Nicht zuletzt ist es auch eine ethische Frage. Gerade, weil mögliche Schäden beim Fischen nicht immer sichtbar sind, muss der Umgang so behutsam wie möglich erfolgen.

Fische richtig behandeln beim Freilassen

Egal wo die Schwelle für die negativen Effekte liegt, gibt es in der Regel keinen Grund, einen freizulassenden Fisch überhaupt, oder wenn unbedingt erforderlich, länger als 10s aus dem Wasser zu heben. Um Fische möglichst unbeschadet freizulassen, beginnt die Vorbereitung bereits bei der Fangmethode. Die FIBER empfiehlt, wenn möglich nur die Verwendung von Kunstködern, nur einem Haken pro Köder und Haken ohne Widerhaken, damit ein gefangener Fisch möglichst schnell abgehakt werden kann. Ebenso sollte das Fischen bei hohen Wassertemperaturen und das Fischen mit leichtem Gerät gut überlegt sein, da untermassige oder geschonte Fische durch Sauerstoffknappheit im Wasser oder einen langen Drill auch beim Abhaken im Wasser stark reduzierte Überlebenschancen haben können.


Sobald der Fisch gehakt ist muss es möglichst schnell gehen:
  • Rasch drillen
  • Freizulassende Fische, wenn möglich, im Wasser abhaken
  • Wenn notwendig einen grossen und gummierten Feumer verwenden
  • Stoffnetze und Monofilkescher nach Möglichkeit vermeiden
  • Verzichten auf unnötiges Messen, Wiegen und Fotografieren
  • Den Fisch ruhig aus dem Kescher schwimmen lassen oder falls nötig, mit nassen Händen in aufrechter Schwimmhaltung im Wasser stabilisieren und selbst wegschwimmen lassen


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In einem geräumigen Feumer kann der Fisch direkt im Wasser abgehakt werden und kann sich bereits vom Drill erholen. Ein Erinnerungsfoto direkt im Kescher kann später grosse Freude bereiten.



Richtig fotografieren

Zuerst sollte man sich überlegen, ob ein Foto überhaupt notwendig ist. Wenn der Fang nicht etwas Spezielles ist und das Foto vielleicht nur für die sozialen Mediengedacht ist: Lass es lieber. Auch wenn die Bedingungen nicht gut sind solltest du besser auf ein Foto verzichten. Ist das Wasser zu warm oder der gefangene Fisch befindet sich gerade in der Laichzeit: Lass es lieber. Wenn ein kurzes Erinnerungsfoto gemacht werden soll, dann beachte folgende Punkte:
  • Sofern der Fisch im Kescher ist, gleich darin ein Foto machen.
  • Falls der Fisch nicht im Kescher ist, schauen, dass er im Wasser, oder kurz über dem Wasser fotografiert wird.
  • Den Fisch immer nur mit nassen Händen anfassen.
  • Nicht auf die inneren Organe drücken; d.h. den Fisch am besten an der Schwanzwurzel anfassen.
  • Fotografieren möglichst kurz halten. Mach die Kamera bereit bevor der Fisch gehalten wird und vermeide eine grosse Menge von Fotos. Weniger ist mehr.


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Für ein schönes Bild muss der Fänger nicht unbedingt auch auf dem Bild mit drauf sein. Das Wohl des Fisches steht an erster Stelle.