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FIBER - schonende Methoden


Schonende Methoden – Wie du die ungewollte Sterblichkeit beim Fischen reduzieren kannst

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Mit wenigen Anpassungen den Fangmethoden kann man einfach und effektiv schonender Fischen. Was wissen wir zu den Angelmethoden aus der Forschung? Wie geht das in der Praxis und warum ist das überhaupt wichtig?


Unerwünschte Sterblichkeit in der Fischerei

Wenn wir fischen gehen, ist nebst dem Naturerlebnis auch der Fang und dessen Verwertung ein zentraler Bestandteil. Eine gewisse Sterblichkeit gehört also schon zur Fischerei; diese nennt man die aktive Sterblichkeit. Zuweilen kommt es aber leider auch vor, dass ein untermassiger oder geschonter Fisch die Verletzungen vom Fang nicht überlebt. Dabei spricht man von unerwünschter oder passiver Sterblichkeit. Gegen letztere kann man aber etwas tun. Die unten genannten Zahlen stammen aus einer Metastudie von Hühn & Arlinghaus (2011). Also aus einer Publikation, welche möglichst viele verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen zusammengefasst hat.

 
Diese 8 Anpassungen solltest du nach Möglichkeit vornehmen:

1.       Ohne Widerhaken
Bei Studien zu Hakentypen betrug die Sterblichkeit bei Verwendung von Widerhaken im Schnitt 14.6 %, bei Verwendung von Haken ohne Widerhaken 8.2 %. Widerhaken erhöhen die Sterblichkeit also um rund 80%.


2.     Einzelhaken anstatt Drillinge

Über alle Fischarten betrachtet konnte zwischen Einzel- und Drillingshaken kein Unterschied festgestellt werden. Bei kleinen Kunstködern ist jedoch der Einzelhaken empfohlen, weil er weniger Verletzungen verursacht. Drillinge schnitten vor allem bei grossen Ködern besser ab, da sie je nach Fischart ein tiefes Verschlucken des Köders verhindern können.


3.     Weniger Haken
Mehr Haken und damit, wie unter Punkt 2, auch mehr Hakenspitzen, erhöhen die Anzahl der Verletzungen und die benötigte Zeit zum Abhaken. Dabei ist nicht nur der Wechsel von Drillings- zu Einzelhaken gemeint, sondern auch die Anzahl der Anbissstellen; also insbesondere die Anzahl der Haken an einem Köder. Weiter muss natürlich das übrige Angelmaterial entsprechend gewählt werden, dass auch der Drill kurz gehalten werden kann.


4.     Kunstköder anstatt Naturköder

Über alle Ködertypen und Studien betrachtet verursachen Kunstköder im Schnitt eine Sterblichkeit von 11.4 %, Naturköder hingegen eine Sterblichkeit von 25.9%. Der Unterschied ist deutlich. Weiter sollten bei Kunstködern möglichst umweltschonende Materialien verwendet werden. (nach Möglichkeit Verzicht auf Blei, bei Gummiködern umweltverträgliche Softplastikmischungen bevorzugen usw.)


5.      Das Abhaken
Bei Versuchen mit Forellen, welche den Köder tief geschluckt haben, lag die Sterblichkeit beim Abhaken mit einer Zange bei über 90%. Wird hingegen, insbesondere bei der Verwendung von Naturködern, bei tief geschluckten Haken das Vorfach unmittelbar vor dem Mund abgeschnitten, dann überlebten immerhin noch rund 70% der Fische, d.h. die Sterblichkeit sank von 90% auf 30%.
Das richtige Werkzeug (geeignete Zange, Schere & Seitenschneider) beim Fischen bereitzuhalten ist in allen Fällen, aber insbesondere bei der Kunstköderfischerei, ebenfalls unerlässlich.


6.     Barotrauma

Werden barschartige Fische (Egli, Zander) tiefer als 10 m gefangen steigt ihre Sterblichkeit sehr rasch an. Auch bei anderen Fischen tritt ab grösseren Tiefen ein Barotrauma ein. Als Faustregel sollte man ab 15 m Tiefe das Auftreten von Barotrauma-Merkmalen (aufgeblähte Fische, abstehende Augen, Blutungen) kontrollieren. Deshalb sollte nach Möglichkeit das Fischen in grösseren Tiefen vermeiden werden. Ansonsten sollten massige Fische entnommen und bei geschützten Fischen muss der Gnadentod angewendet werden. Wichtig ist, dass keine Operationen (Anstechen von geblähten Fischen) oder Absenkvorrichtungen zum Freilassen eingesetzt werden. Diese bringen zwar aufgeblähte Fische wieder in die Tiefe, verursachen aber unnötiges Leiden und verursachen nach wie vor eine hohe Sterblichkeit nach dem Freilassen.


7.     Die Wassertemperatur

Verschiedene Studien zeigen deutlich, dass die Sterblichkeit mit der Temperatur stark ansteigt, da warmes Wasser weniger Sauerstoff lösen kann als kaltes Wasser. Auch im See werden die Fische im Sommer zwar im kühlen Tiefenwasser gefangen, aber durch den Fang ins warme Oberflächenwasser gebracht. Ab 20 Grad Wassertemperatur sollte als Faustregel die Fischerei auf kaltwasserbedürftige Arten (z.B. Äschen, Felchen, Forellen) unterlassen werden.


8.     Keep them wet
Wenn immer möglich, die freizulassenden Fische (geschonte Fische oder ökologisch wichtige Einzeltiere) im Wasser abhaken und unnötiges Messen und Fotografieren vermeiden. Falls man es nicht unterlassen möchte, sollte der Fisch nur kurz unter Wasser oder knapp über der Wasseroberfläche fotografiert werden.

 

Warum überhaupt schonend fischen?

Einerseits ist das schonende Fischen immer eine ethische Frage und Fische und Flusskrebse müssen auch nach der Tierschutzverordnung schonend gefangen werden, andererseits geht es auch um die Erhaltung der Fischbestände. Weniger wichtig für den Fischbestand sind schonende Massnahmen dort, wo die Sterblichkeit ohnehin hoch ist und praktisch keine geschonten Fische gefangen werden, zum Beispiel bei der Fischerei auf Trüschen oder auf besetzte Massfische in Bergseen.

Gerade in kleineren Gewässer mit hohem Befischungsdruck kann es vorkommen, dass ein Fisch schon mehrmals gefangen wird, bevor er zum ersten Mal ablaichen kann. Leider gibt es zu diesem Thema nur wenige wissenschaftliche Untersuchungen, obwohl es auch in der Schweiz zahlreiche Einzelfeststellungen von Mehrfachfängen desselben Fisches gibt. In einer nordamerikanischen Studie wurde festgestellt, dass in einer sehr intensiv befischten Flussstrecke mit Catch&Release die vorhandenen Cutthroat-Forellen (Oncorhynchus clarkii) während der 3.5-monatigen Untersuchungsperiode im Schnitt 9.7-mal gefangen wurden (Schill et al., 1986). Dies ist sicherlich ein Extremwert. In jedem Fall summiert sich die Sterblichkeitsrate bei mehrmaligem Fang. Dies ist insbesondere bei Fischereimethoden von Bedeutung, wo viele untermassige Fische erwartet werden, oder wo gefährdete Fischarten befischt werden (zum Beispiel Forellen und Äschen). Zudem ist davon auszugehen, dass bei einem schlechten Bestand der Druck auf die verbleibenden Fische zunimmt, wenn die Befischung konstant bleibt. Glücklicherweise kann jeder Fischer und jede Fischerin durch einfache Anpassungen der Fangmethoden und des Verhaltens einen Beitrag leisten.