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«Schlimmer als befürchtet» , nennt der Schweizerische Fischerei-Verband SFV die Pestizid-Belastung der Schweizer Gewässer aufgrund von zwei publizierten EAWAG-Studien. Besonders alarmiert ist der Fischerei-Verband, weil die Fische doppelt belastet sind. Der SFV verlangt angesichts des dramatischen Fischrückgangs umgehend wirkungsvolle politische Massnahmen für verstärkte Abklärungen und Transparenz beim Pestizideinsatz in der Agrarpolitik

Seriöser und wissenschaftlicher als eine Studie durch die Fachleute der EAWAG geht gar nicht! Umso schockierender sind die Ergebnisse der publizierten EAWAG-Studien über die Belastung durch Pflanzenschutzmittel in Gewässern landwirtschaftlich genutzter Einzugsgebiete. Die Studien weisen eine massive Beeinträchtigung empfindlicher Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen durch teilweise hohe Mengen mehrerer Pflanzenschutzmittel (PSM) gleichzeitig nach. «Diese Ergebnisse sind wirklich schockierend, da können wir nicht einfach zur Tagesordnung übergehen» , sagt Roberto Zanetti als Zentralpräsident des Schweizerischen Fischerei-Verbandes SFV.



Fische fressen vergiftete Nährstoffe

Was die Angler bisher vermutet haben, wird nun wissenschaftlich erhärtet: die doppelte Belastung der Fische! Einerseits fehlt wegen der Pestizide den Fischen genügend Nahrung, denn die Nährtiere für die Fische werden durch die Pflanzenschutzmittel arg dezimiert. Anderseits ist der Lebensraum der Fische vergiftet. Will heissen: Der Fisch schwimmt und trinkt im Pestizidwasser. «Die Fische sind also doppelt belastet», sagt Zanetti.



Politische Korrekturen dringend nötig

«Die viel zu starke Belastung des Wassers durch Pestizide ist eine Gefahr für Mensch und Tier. Das wollen und können wir nicht akzeptieren», sagt Fischerei-Präsident Roberto Zanetti. «Der Lebensraum der Fische ist ein Frühindikator für unseren Lebensraum! Wenn wir nichts oder zu wenig machen, geht es zuerst den Fischen an den Kragen. Sehr bald wird dann unsere Lebensgrundlage bedroht sein!»

Der geltende «Aktionsplan Pflanzenschutzmittel» des Bundes ist gemäss Fischerei-Verband gut gemeint, aber wenig wirkungsvoll. «Wir brauchen griffigere Massnahmen und das geht nicht ohne die Politik» , sagt Zanetti und spielt damit auf die Agrarreform 2022 (AP 22+) und die beiden hängigen Pestizidinitiativen an. Der SFV fordert deshalb umgehend vertiefte Untersuchungen zur direkten und indirekten Schädigung von Fischen durch die PSM-Mischungen. Er verlangt den Einbezug möglicher Mischungseffekte beim Zulassungsprozess und die Festlegung von Grenzwerten und Summengrenzwerten für PSM in Gewässern. Eine konsequente Kontrolle der Gewässerabstände muss sichergestellt werden und mit finanziellen Massnahmen wie der verstärkten Bindung von Direktzahlungen an ökologische Leistungen und Lenkungsabgaben auf PSM einhergehen.