BERN - Im Rahmen einer Untersuchung der Fischvielfalt in alpennahen Seen sind Wissenschaftler im Bodensee auf mehrere Exemplare des Tiefwassersaiblings gestossen. Dieser hatte seit Jahren als für immer verloren gegolten.
Es klingt nach einer Mammutaufgabe: 50'000 Fische haben Forschende der Wasserforschungsanstalt Eawag in Zusammenarbeit mit mehreren Partnern taxonomisch bestimmt und mehr als 70 Fischarten zugeordnet. Mit dem «Projet Lac» erfassten sie von 2010 bis 2015 systematisch die Fischvielfalt in 17 Schweizer Seen, sowie in mehreren norditalienischen und französischen Gewässern.
Unter den Fischarten war eine, mit der sie nicht gerechnet hatten: Der Tiefwassersaibling Salvelinus profundus galt seit 2008 als ausgestorben. Im Bodensee stiessen die Forschenden jedoch auf mehrere Exemplare. Wie gross der Bestand ist, ist allerdings noch unklar, schreibt die Eawag heute in einer Mitteilung.
Der Tiefwassersaibling lebt in Tiefen um 80 Meter und ernährt sich von Strudelwürmern, Kleinkrebsen und Muscheln. Er stellt eine der wenigen Arten dar, die noch in grosser Tiefe vorkommen.
Sauerstoffmangel in tiefen Gewässern
Ein weiterer Befund des «Projet Lac» war nämlich, dass im grössten Teil der Seen die Tiefwasserfischarten verloren gegangen sind. Im 197 Meter tiefen Zuger See gebe es unterhalb von 30 Metern kaum noch Fische, so die Mitteilung.
Die Tiefwasserfischarten wie Felchen und Saiblinge kommen nur in einzelnen Seen vor, wo sie im Laufe der Evolution durch Anpassung an die extremen Lebensräume entstanden sind. Nährstoffreiche Seen bieten ihnen aber aufgrund des Sauerstoffmangels keine Lebensgrundlage im tiefen Wasser, heisst es im Tagungsband zum Infotag des Wasserforschungsinstituts von heute, an dem Eawag-Forscher Ole Seehausen die Ergebnisse des «Projet Lac» vorstellte.
An dem Projekt waren neben der Eawag auch das
Bundesamt für Umwelt, die Universität und das Naturhistorische Museum Bern beteiligt. In letzterem wurde im Rahmen des Projekts eine Sammlung aus konservierten Fischen aus allen Seen angelegt, in die mehr als 7000 der untersuchten Exemplare aufgenommen wurden. (SDA)