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FISCH DES JAHRES 2022: DIE FELCHE


Die Schweiz ist noch viel reicher, als wir denken: In den letzten Jahrzehnten haben Fischer und Forscherinnen eine ungeahnte Biodiversität in unseren Seen entdeckt. Besonders gross ist sie bei den Felchen. Die silbernen Schwärme in den Tiefen unserer Seen sind ein wertvoller Schatz. Nicht nur als Existenzgrundlage der Berufsfischer, sondern auch als faszinierendes Beispiel für Artenvielfalt und ihre Entstehung. Schweizer Gewässer beherbergen eine europaweit einzigartige Vielfalt von mindestens 24 genetisch, morphologisch und ökologisch unterscheidbaren Felchenarten. Viele dieser Arten sind endemisch, und kommen nur in unserem Land vor. Die Schweiz trägt deshalb für den Erhalt dieser endemischen Artenvielfalt eine grosse Verantwortung.

Die Schweiz ist eine Felchen-Hochburg. Einerseits ist die Felche der wichtigste Brotfisch, anderseits Botschafterin der Biodiversität. Ausgerechnet dieser Fisch ist unter Druck. Deshalb hat ihn der Schweizerische Fischerei-Verband zum Fisch des Jahres 2022 gewählt.

SFV Felchen
(Klicken Sie auf das Bild oben und Sie gelangen auf die offizielle Seite des Schweizerischen Fischereiverbandes zum Thema "Fisch des Jahres")


Viele verbinden ein Fischmenü aus einheimischem Fang mit Felchen. Das ist nachvollziehbar, gilt doch die Felche als Brotfisch schlechthin. Eigentlich… denn der Rückgang ist beängstigend. In den 90ger Jahren wurden aus Schweizer Seen 1500 Tonnen Felchen gezogen, 2019 waren es noch 486 Tonnen. Zum Vergleich: Aktuell werden 80'000 Tonnen Fisch- und Meeresfrüchte importiert.


Meister der Anpassung

Felchen sind faszinierende, ja geheimnisvolle Fische. Als wahre Meister der Anpassung sind sie in der Lage, Lebensraum, Nahrung, Laichplatz und Laichzeit der jeweiligen Situation anzupassen. Dank dieser bewundernswerten Agilität kommen sie in allen grösseren Schweizer Seen vor, wenn auch heute in bedeutend kleinerer Zahl. Aktuell sind rund 24 verschiedene Arten bekannt. Die Felchen sind sehr scheu, lieben kaltes Wasser, leben in Schwärmen in den Tiefen der Seen - und sind nur schwer zu fotografieren und zu filmen. Damit ist auch gesagt, dass ihren markanten, grossen Augen und den prägenden Seitenlinien nichts entgeht; sie nehmen selbst kleinste Bewegungen im Wasser wahr.


Aussergewöhnliche Artenvielfalt, Botschafter der Biodiversität

Die wunderbar im Wasser glänzenden silbernen Schwärme der Felchen sind ein wertvoller Schatz Sie entwickeln sich laufend weiter. «Die Felchen sind Botschafter für Artenvielfalt, ja für die ganze Biodiversität» sagt Roberto Zanetti, Zentralpräsident des Schweizerischen Fischerei-Verbandes. Ausgerechnet dieser anpassungsfähige Fisch ist Opfer der sich verschlechternden Lebensbedingungen im Wasser. «Die Zahlen müssen uns zu denken geben.» Aktuell hat es in der Schweiz noch 24 Arten, ein Drittel an Arten ist bereits ausgestorben.


Unsere Fische sind unter Druck

«Der Grund für diesen starken Rückgang ist die massive Verschlechterung des Lebensraums», sagt David Bittner, Geschäftsführer des SFV. Insbesondere der Sauerstoff sei durch die Überdünnung vieler Seen im letzten Jahrhundert in Tiefenregionen und an ihren Laichplätzen zu knapp geworden.  In Seen etwa des Luzerner und Aargauer Mittellandes lassen sich die erloschenen Bestände bis heute nur mit künstlicher Aufzucht erhalten. Die natürliche Fortpflanzung sei langfristig massiv eingeschränkt. «Unsern Felchen macht noch viel mehr zu schaffen», so Bittner und er nennt verbaute Ufer oder chemische Verschmutzungen.