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Petri-Heil: Welche Hegene darfs denn sein?


Bei der Fischerei auf Felchen führen viele Wege zum Ziel. Wir haben ein paar versierte Felchenfischer gefragt, auf welche Details es ihrer Meinung nach ankommt.


Hegenen



Petri Heil: Mit welchen Farben beginnt ihr die Saison? Verändert sich die Farbwahl im Lauf des Jahres? Und ist das von Jahr zu Jahr anders und fängt man quasi immer wieder bei null an?

Markus Iten: Die Saison beginne ich immer bei null. Es kann sich von Jahr zu Jahr ändern, je nachdem welche Insekten aktiv sind. Die Wasseroberfläche gibt ja schön Auskunft, was läuft. Wenn Zuckmücken vorkommen, dann beginne ich mit normalen Nymphen in der Grösse 14, wenn dann nichts läuft, variiere ich mit den Grössen von 12-22 in den Farben Schwarz, Rot/Orange, Braun, Grün und Violett. Wenn auf der Oberfläche gar nichts sichtbar ist, beginne ich mit Nymphen bis Hakengrösse 22 oder den sehr kleinen Wasserflöhen (La Perla von Michael Bierbaumer). Sie vollbringt sehr oft Wunder über das ganze Jahr. Fast so wichtig wie die Nymphen ist die Führung der Hegene. Ich bin ja bekannt für das ganz langsame Ziehen und Senken der Hegene, teilweise nur bis höchstens 20 cm hoch.

Ivan Valetny: Bei mir ist es fast jedes Jahr dasselbe Spiel. Schwarz ist bei mir im Januar und Februar ganz klar die wichtigste Farbe. Ab Ende Januar kommt Rot hinzu. Rot ist manchmal auch bereits Anfang Januar gut für einige Tage. Ab Februar kommt Braun hinzu und ab März Violett – so ganz grob gesagt. Grün setze ich erst später ein, wenn es etwas wärmer geworden ist. Meistens ist das im April der Fall. 

Die Bedingungen ändern sich einfach je nach Wetter und Temperatur. Auch die Sonneneinstrahlung am Angeltag spielt eine Rolle.

Nils Anderson: Ich habe in den letzten Jahren die Saison stets mit Blau und Violett begonnen. Schwarz-Rot und Schwarz-Violett gerippelt funktioniert meiner Erfahrung nach auch schon früh gut, aber selten besser als Blau und Violett. Grün, Braun und Rot geben immer auch mal was, jedoch ebenfalls weniger Bisse als Blau oder Violett. Schwarz setze ich dann meistens erst gegen Ende März/Anfang April ein. Um herauszufinden, was gerade läuft, setze ich jeweils die Hegene, die beim letzten Ausflug am besten gefangen hat, am Felchen-Zapfen ein und probiere an der aktiv geführten Rute neue Farben und Grössen aus. 



Kennt ihr Farben oder Formen, die früher mal besonders erfolgreich waren und jetzt quasi nichts mehr bringen?

Markus Iten: Die Farben und Muster von früher sind bei mir immer noch aktuell. Nur, die Nymphen in meinem Sortiment haben heute eine Spannbreite von Hakengrösse 6-22. Die Mageninhalte zeigen deutlich, dass sehr viel Kleingetier gefressen wird. Als einmal sehr grosse Larven-Häute an der Oberfläche schwammen, fing ich sogar mit Hakengrösse 6 die kleinste Felche des Tages mit 23 cm Länge!

Ivan Valetny: Bei den Farben änderte sich bei mir nichts, aber bei den Formen schon. Seit Jahren gingen bei mir von Jahr zu Jahr die Fänge auf gebundene Köpfchen zurück und auch die Nymphengrösse ist bei mir von 12 über 14 zu jetzt 16 gewandert. Ich denke, das liegt daran, dass mittlerweile am Bielersee fast jeder Fischer 12er-Nymphen mit gebundenem Köpfchen verwendet. Da wir am Bielersee mehrere hundert Felchenfischer sind, siebt das die Felchen immer wie mehr raus und die Felchen pflanzen sich nicht mehr fort, welche auf diese Muster anspringen. Aber das ist nur eine Vermutung.

Nils Anderson: Vor vier und fünf Jahren war eine Hegene aus dem Tessin in Grösse 12 mein absoluter Favorit. Die war Multicolor und mit einem transparenten Plastik umwickelt. Davon habe ich mir dann gleich einige gekauft, doch in den beiden letzten Saisons ging da kaum mehr etwas drauf. Auch der Silberrücken vom leider nicht mehr produzierenden «Nymphenkönig» war bei mir zwei Jahre lang absolut top und jetzt ist mal für mal immer etwas anderes fängiger. Was ich eigentlich gar nie fische, sind Hegenen mit Silber oder Goldfaden-Rippung. 

Ivan Valetny: Lustig, ich fische mittlerweile fast ausschliesslich Nymphen mit feinem Silberfaden auf Felchen. Ich verwende hingegen keine gebundenen Köpfchen mehr, nur noch Perlen. Beide Änderungen haben sich bei mir am Bieler- und Neuenburgersee als besser herausgestellt.



In der Hochsaison funktioniert eigentlich alles. Seid ihr da einverstanden?

Markus Iten: Es kann sein, ich möchte aber daraus keine Regel machen. Ich habe mir nie eine Hochsaison definiert, für mich ist das ganze Jahr Felchen-Saison; ich nenne mich ja nicht umsonst «Felchen­freak». Es gibt eine Phase Anfang Jahr, wo Zuckmücken en masse vorkommen, dann ist es relativ einfach, Erfolg zu haben. Aber das Nahrungsangebot ändert sich im April/Mai und dann füllen sich die Mägen mit Wasserflöhen, kleinen Schnecken sowie Muscheln und sonstigem Kleingetier. Ende Mai/Anfang Juni, wenn die blauen Libellen auf der Rutenspitze sitzen, kommen vermehrt grosse Nymphen zum Einsatz. Im Sommer starte ich dann den gezielten Angriff auf grosse Felchen.

Ivan Valetny: Bei mir ist die Hochsaison eher März bis Mai. In dieser Zeit geht Braun klar am besten, aber auch die anderen Farben laufen dann je nach Tag gut. Aber dass alles geht und es folglich egal ist, welche Farbe man dran hat, würde ich nicht sagen.

Nils Anderson: Ich habe es schon mehrfach erlebt, dass ich nach 45 Minuten meine zehn Stück hatte und damit den Fischertag beenden konnte. In solchen Phasen spielt es wohl wirklich keine Rolle. Doch selbst in der vom «Felchenfreak» erwähnten Phase mit den Massen an Zuck­mücken muss ich eigentlich immer anpassen und justieren und wechseln. Als ich vor etwa acht, neun Jahren mit dem Felchenfischen am Zürichsee anfing, dauerte diese beste Phase von Ende März bis Ende April. Mittlerweile beobachte ich die beste Phase je länger, desto früher im Jahr.



Öffnet und schliesst sich das Farbspektrum durch die Saison hindurch? Oder gibt es so etwas wie eine Tageslaune, die je nach Bedingungen den Ausschlag für die eine oder andere Farbe gibt?

Markus Iten: Meiner Erfahrung nach nicht. Es kommt mehr auf die Tagesform der Felchen, aber auch auf die Wetterbedingungen (hell/dunkel/Sonne/Wolken) an. Man kann zum Beispiel am Morgen mit normalen Nymphen fangen und am Nachmittag nur noch mit Silberrücken.

Es kommt vor, dass du eine Nymphe hast, auf der du Felchen fängst, aber plötzlich ist eine andere Farbe aktiv. Ich war einmal an einer Stelle, die vorerst Bisse brachte, doch plötzlich war fertig. Ich versetzte das Boot um rund 100 Meter und fand dort die Felchen wieder. Aber die Hegene von vorher brachte keinen Fisch mehr. Ich montierte Nymphen ohne Kopf, die am Boden lebende Larven imitierte, und plötzlich fing ich damit wieder Felchen. Das Nahrungsangebot hatte sich verändert. Der Mageninhalt bestätigte mir das.

Um für plötzliche Nahrungsumschwünge gewappnet zu sein, fische ich Hegenen, bei der zum Beispiel eine Grund­farbe durch eine blaue oder gelbe Nymphe ersetzt wird. Schwarz, Orange/Rot und Grün sind fix, die anderen Farben können variieren. Darum würde ich auch nie eine einfarbige Hegene fischen.


Ivan Valetny: Im Januar geht fast nur Schwarz gut am Bielersee, von wenigen Ausnahmetagen abgesehen. Nachher kommen Rot und Braun hinzu. Erst ab März, wenn sie flacher kommen, funktioniert Violett immer besser. Im Sommer hatte ich auch schon auf Sicht Felchen an der violetten Gambe auf 1 bis 3?m Tiefe. Im Herbst bin ich kaum am Felchenfischen. 

Zu früh und zu spät, also in den Dämmerungszeiten, wo Hecht und Egli gut laufen, beissen die Felchen bei mir schlechter. An stark bewölkten und nebligen Tagen auch oft schlechter. Bei Sonne besser, und wenn es windstill ist, funktioniert die Führung besser, so dass ich gefühlt doppelt so viele Bisse habe wie bei Wind, nur der besseren Führung wegen. Farbmässig macht eher der gesamte Tag die Musik als eine bestimmte Zeit. Ich habe aber die Beobachtung gemacht, dass bei Wechsel von schattigen Bedingungen zu Sonnenschein oder umgekehrt plötzlich andere Farben ziehen.

Nils Anderson: Bei meinen selbstgebundenen Hegenen recycle ich alte Nymphen. Dabei wähle ich als oberste Nymphe oft eine grüne. Bei meinem letzten Ausflug hatte ich auf sämtliche Farben, die ich anbot, Bisse. Die Bedingungen schienen mir auch optimal: Voller Sonnenschein und eher klares Wasser. Je weniger Licht auf den Gewässergrund dringt, desto selektiver scheint mir das Verhalten der Felchen zu sein und dann muss es genau passen. Dies liegt wohl daran, dass die Nymphenaktivität stark mit dem Lichteinfall korrespondiert: Je mehr Licht, desto mehr Arten regen sich und entsprechend grösser wird auch das Spektrum der akzeptierten Nymphen.


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(Wenn auf dem Wasser keine Insekten auszumachen sind, setzt "Felchenfreak" Markus auf die winzige La Perla, ein Wasserfloh-Imitat.)


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(Ivan Valetny hat seine Hegenen am liebsten einfarbig: Schwarz, Braun, Rot und Violett sind seine wichtigsten Farben.)


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